Prinzipien Hochbegabungsförderung

Hochbegabungsförderung wird oft mit Hochleistungsförderung gleichgesetzt. Diese wird zusätzlich meist durch eine vornehmlich quantitative Anreicherung des Schulstoffes umgesetzt. Der Schüler soll z.B. ein zusätzliches Buch in Englisch lesen, mehr Matheaufgaben lösen o.ä.. Die Aufgaben werden oft so gestellt, dass der Schüler sie ohne Hilfe bearbeiten kann.
Dies stellt den HB zwar ruhig, trägt aber wenig zur Potentialentfaltung und Aneignung wichtiger Fähigkeiten bei und es besteht die Gefahr, dass der Hochbegabte im weiteren Lebensverlauf, z.B. im Studium, Schwierigkeiten bekommt.

Hochbegabtenförderung muss deshalb auf die spezifischen Herausforderungen und Möglichkeiten des HB zugeschnitten sein und weist deutliche Unterschiede zur Hochleisterförderung auf.

Eine Hochbegabtenförderung sollte folgende Aspekte umfassen:

  • Da das Gehirn von Hochbegabten assoziativ und neurophysiologische AD(H)S- nah angelegt ist, brauchen sie v.a. komplexe Aufgaben, die Organisations- und Strukturierungsprozesse erfordern und ermöglichen. Der HB braucht also nicht nur eine quantitative, sondern vor allem eine qualitative Anreicherung des Lernstoffes.
  • Die angebotenen Aufgaben müssen so schwer sein, dass Sie lösbar sind und nicht überfordern und frustrieren, aber der Hochbegabte sie nicht „einfach so“ lösen kann, sondern er sich anstrengen muß und Neues dabei lernt.
    Dieses Prinzip macht gute Lernprozesse aus und wird auch für die anderen Schüler angewandt. Nur hierdurch kommt es zu einem tatsächlichen Fortschritt und Erfolgserlebnissen beim Lernen, wodurch ein Growth-Mind-Set, Motivation und ein stabiles Selbstwirksamkeitserleben und Selbstvertrauen aufgebaut werden kann. Ebenso bietet diese Darreichung die für Hochbegabte im normalen Unterricht oft fehlende Möglichkeit, sich Lernstrategien und Selbstmanagementfähigkeiten wie Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz und Selbstmotivierung anzueignen.
    Praktisch heißt dies, dass zunächst ein Leistungsprofil des HB erstellt werden muß, und auf dieser Grundlage passenden Aufgaben zusammengestellt werden sollten.
  • Da vielen HB bereits Schwierigkeiten mit der inneren und äußeren Organisation und den Selbstmanagementfertigkeiten haben, müssen diese evtl. gezielt gefördert und trainiert werden. Es kann z.B. hilfreich sein, das Führen eines Kalenders zu trainieren, das Ausüben von Übung und Routinen zu schulen und die emotionalen Selbstmanagementfertigkeiten zu fördern. Dies kann man z.B. über das Erlernen des Zehnfingersystems üben. Ein gutes kostenloses Programm dafür ist Tipp 10, hier kann man die Lernkurve verfolgen (www.Tipp10.com).
    Ein weiterer Tipp für den Aufbau einer inneren Strukturierung ist das Programm „Haus des Wissens“ von Sabine Fruth.
    Kinder kann man sehr gut mit Hilfe des "Ich-schaff´s" Programms von Ben Fuhrmann beibringen, wie man sich motiviert.
  • Ebenso sollten die HB hinsichtlich der möglichen sozialen Herausforderungen unterstützt werden. Hierfür müssen bei Bedarf die sozialen Kompetenzen geschult werden (die einen müssen lernen, mit Ihren intensiven Emotionen sozial verträglich umzugehen oder bei anderen nicht ungewollt Neid oder Ablehnung auszulösen, andere sich nicht zu sehr anzupassen und Grenzen zu setzen). Auch sollte der Austausch mit anderen HB ermöglicht werden. Hier kann sich der HB als normal erleben, über seine Schwierigkeiten und Besonderheiten offen austauschen, Unterstützung erfahren und begreifen, dass er nicht „falsch“ ist, sondern die Unterschiedlichkeit zu Problemen führt. Auch erhöht sich hierdurch für HB in der Außenseiterrolle die Wahrscheinlichkeit Freunde zu finden und sich integriert zu fühlen.
  • Es ist sinnvoll, die Hochbegabten dabei zu unterstützen, sich selbst mit anregenden und interessanten Aufgaben zu versorgen. Diese Fähigkeit hilft dem HB in der Schule und auf dem weiteren Lebensweg. Die HB können z.B. Fortbildungsmöglichkeiten erarbeiten und ausprobieren oder überlegen, wie man mit Menschen, von denen man etwas lernen kann, in einen Austausch kommt u.ä.. Je besser der HB dies kann, desto weniger Arbeit bedeutet seine Förderung für das Lehrpersonal.

Viele der Punkte können gut in einer Hochbegabtengruppe erarbeitet werden.

Ein Konzept hierfür, das mit erstaunlich wenig Aufwand einhergeht, finden Sie hier.

Unterrichtsmaterialien finden sie hier.

Zurück