Fehl- und Doppeldiagnosen

Hochbegabte weisen viele Eigenschaften auf, die auch phänomenologische Aspekte psychischer Störungen sind.

Neben hochbegabungsassoziierten Phänomenen können auch HB-unspezifische Belastungen vorhanden sein und zu tatsächlichen psychischen Störungen führen, zum Beispiel ein schwieriges Elternhaus, ein traumatischer Unfall o.ä. .

Es ist wichtig, die Ursachen zu erkennen und differenziert zu diagnostizieren, da sich Fehldiagnosen sehr negativ auswirken können:

  • Falls ein HB – Phänomen als psychische Krankheit diagnostiziert wird, wird Sie erfolglos und deshalb meist sehr langfristig behandelt. Dies kann weitreichende negative Folgen für das Selbstbild und Selbstwirksamkeitserleben des HB haben. Es drohen Pathologisierungs- und Stigmatisierungsphänomene.
  • Falls eine tatsächliche psychische Erkrankung besteht und nicht erkannt wird, wird sie nicht behandelt und das Leiden bleibt unnötigerweise bestehen.

Manchmal mischen sich die Ursachen. AD(H)S-Phänomene können sich z.B. zu einem Teil aus einer tatsächlich gering ausgeprägten AD(H)S-Erkrankung, zu einem anderen Teil durch ein chaotisches Elternhaus und zu einem dritten Teil durch Unterforderung in der Schule zusammensetzen.
Detaillierten Schilderungen des Erstauftretens, des Verlaufs und der Auslöser der Symptomatik helfen, die Ursachen zu identifizieren. Wenn man sich trotzdem unsicher ist, sollte man dies kommunizieren und gemeinsam mit dem HB entscheiden, auf welche Ursache man als erstes einwirkt und intensiv beobachten, ob und was dies verändert. Falls keine Änderungen eintreten, hat man sich geirrt und kann die Hypothesen und das Vorgehen entsprechend ändern.

In folgenden Tabellen finden Sie den hochbegabungsspezifischen Eigenschaften zugeordnete mögliche Fehl- und Doppeldiagnosen. Diese können Sie hier runterladen (PDF). Die Zuordnung läßt sich in einigen Fällen diskutieren, ich habe sie bestmöglich mit der Theorie und meiner bisherigen Praxiserfahrung abgeglichen. Falls Sie sich intensiver mit dem Thema befassen möchten, empfehle ich das Buch Fehl- und Doppeldiagnosen von James T. Webb aus dem Huberverlag.

 

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